Es gibt wenige Pflanzen, die einerseits so unangenehm und andererseits so wunderschön sind: Disteln. Unangenehm im Garten, wehrhaft gegen Weidetiere und voller Stacheln und Spitzen. Nicht schön. Aber dann fangen sie an zu blühen und spätestens dann kann ich mich ihrem Zauber nicht mehr entziehen! Heute zeige ich euch, wie man Disteln unterscheiden und sich von ihren Blüten verzauben lassen kann.
Was ist eigentlich eine Distel?
Da geht es schon los: Wer (wie ich…) dachte, Disteln sind eine Pflanzengattung oder sowas, der liegt schon mal falsch. Als „Disteln“ werden mit Dornen bewehrte, stachelige Pflanzen bezeichnet! Was (fast) alle Disteln verbindet, von denen hier die Rede sein wird, ist ihre Familie, denn alle gehören zu den Korbblütlern. Es gibt 3 Unterfamilien und sehr, sehr viele Gattungen, aber das würde hier viel zu weit führen. Wir richten uns einfach nach der Blütenfarbe und der Häufigkeit und startet deshalb damit, wie man die lila Disteln unterscheiden kann.
Lila Disteln unterscheiden
Sehr häufig an Wald- und Wegrändern ist die Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense) (Bild re.). Sie blüht irgendwie verwaschen lila und wirkt schnell ein bisschen unordentlich. Die Blätter sind sehr stachelig, die Stängel allerdings fast kahl, und die Kelche der Blütenkörbe sind schuppig, statt stachelig.
Zwei andere lila Disteln sind nur bei genauem Hinsehen zu unterscheiden: Die Lanzett-Kratzdistel (Cirsium vulgare) (Bild u.li.) und die Weg- oder Stacheldistel (Carduus acanthoides) (Bild u.re.) Ihre purpurroten Blütenkörbe sehen in ihrer Stacheligkeit fast gleich aus (Vergleiche Acker-Kratzdistel rechts: schuppig). Deutlich wird aber ein Unterschied, wenn man die Stängel anschaut: Die Stängel der Wegdistel sind vor lauter Stacheln nämlich kaum zu sehen (u.re.). Bei der Lanzett-Kratzdistel ist typisch und gut zu erkennen, dass die Blattscheiden weit am Stängel herunterwachsen (u.li.).
Noch mehr lila Disteln…
Die eindrucksvollste Distel mit dem wahrscheinlich unpassendsten Namen ist die mächtige, bis 3 m hohe Gewöhnliche Eselsdistel (Onopordum acanthium) (Bild u.li.). Diese gewaltige Pflanze mit den silbernen Blättern habe ich erst letztes Jahr hier bei uns am Niederrhein zum ersten Mal gesehen. Sie ist ursprünglich eine Mittelmeerpflanze und liebt die Wärme. Leider haben die Pflanzen bei uns am Straßenrand unter dem vielen Regen dieser Tage sehr gelitten, aber man kann die eindrucksvolle Größe noch gut erahnen.
Aufgrund ihrer ähnlichen Blüten, kann man Kletten (Arctium) (Bild u.re.) durchaus mit Disteln verwechseln, allerdings beschränken sich „Stacheln“ bei diesen Pflanzen auf den Blütenkorb. Ganz unverwechselbar ist zu guter Letzt noch die Wilde Karde (Dipsacus fullonum) (Bild u.re.) mit den typischen walzenartigen Blütenständen. Die ersten Einzelblüten öffnen sich in der Mitte des Blütenstands, anschließend blühen sie gleichmäßig nach oben und nach unten auf. Deshalb findet man häufig zwei Ringe von Blüten.
Gelbe Disteln unterscheiden
Nicht alle Disteln sind lila-rosa-purpurfarben. Es gibt auch noch die gelben Gänsedisteln (Sonchus) (Bild u.li.), die ich euch letztes Jahr am Wegrand schon vorgestellt habe. Das Problem bei den Gänsedisteln ist, dass sie total vielfältig in ihrer Wuchsart und der Form ihrer Blätter sind – das hat mich beim Bestimmen fast in die Verzweiflung getrieben! Wenn man allerdings ihre Vielgestaltigkeit akzeptiert, ist es doch gar nicht mehr so schwer, denn es gibt nur wenige Arten 🙂
Die Rauhe oder Dornige Gänsedistel (Sonchus asper) hat stachelige Blätter, die entweder wie bei den Kratzdisteln usw. tief eingekerbt sind oder (Achtung Achtung) ganzrandig! Entscheidend sind die Stacheln! Die Gemüse Gänsedistel (Sonchus oleraceus) dagegen hat fast keine Stacheln, sodass die Blätter ein bisschen an Kohl erinnern.
Verwechslen kann man Gänsedisteln mit Stachellattich (auch Kompasslattich) (Lactuca virosa) (Bild u.re.), weil die Blätter so ähnlich sind. Als unverwechselbares Kennzeichen dient aber die deutliche Reihe von Stacheln auf der Blattrückseite.
So. Ich hatte ja noch versprochen, euch von den Disteln verzaubern zu lassen.
Voilà – ist das nicht wundervoll?
Das ist ein toller Beitrag!! Sehr informativ. Danke
Liebe Grüße aus Hamburg
Anne Marie