Von heut auf morgen kann sich alles ändern am Wegrand im Mai, denn es ist die Jahreszeit für die erste Mahd. Wo gestern noch Mohn, Storchschnabel und Hahnenfuß im Gewoge der blühenden Gräser bunt leuchteten, kann heute der Kahlschlag erfolgen. Warum es aber ohne diesen Kahlschlag nicht geht, erkläre ich euch heute im Beitrag.
Dschungel am Wegrand
Im Mai liegt ein Höhepunkt der Vegetationsperiode am Wegrand: Das Gras steht dicht und bis zu meterhoch, zwischendrin drängen Blütenstängel ins Licht und robustere Pflanzen breiten ihre großen Blätter aus. Es lohnt sich, mal in die Knie zu gehen, und dieser Wildnis auf Augenhöhe zu begegnen.
Die zarten kleinen Frühlingsblumen, wie z. B. Veilchen und Scharbockskraut, sind längst in diesem dichten Dschungel untergegangen. Das macht aber nichts, denn sie haben in ihrer Zeit so viel Sonne gespeichert, dass es nächstes Jahr ein Wiedersehen geben wird.
Wenn Ende Mai der Dschungel gemäht wird, schmerzt dieser Kahlschlag zwar erstmal optisch, aber ohne ihn geht es auch nicht: Eine Wiese ist in der Natur kein stabiles Ökosystem. Lässt man sie einfach wachsen, bestimmen innerhalb weniger Jahre erst Sträucher und Büsche, dann Bäume das Bild. In unseren Breiten ist das Ökosystem, das am Ende einer freien Entwicklung der Natur steht, immer ein Wald. An meinem Wegrand habe ich, wie ihr seht, die eine oder andere kleine Eiche gefunden. Auch diese sind nun abgemäht, aber nur so haben die einjährigen Kräuter und lichtliebenden Gräser eine dauerhafte Chance am Wegrand.
Was blüht am Wegrand im Mai?
Nun wollen wir uns wieder den Blüten des Monats Mai widmen. Über die herrlich blühenden, vielgestaltigen Gräser habe ich an bereits an anderer Stelle ausführlich geschrieben.
Eine Blume, die ich letzten Monat noch als „zart“ und „unauffällig“ beschrieben habe, hat im Mai voll aufgedreht: Der Storchschnabel hat den Straßenrand rosa schäumend geradezu überflutet! Wenn er eine Weile geblüht und Früchte gebildet hat, wird auch deutlich, woher er seinen Namen hat… Erkennt ihr, was ich meine?
Immer noch sehr auffallend sind im Mai die weißen Doldenblütler. Allerdings haben wir es diesen Monat weniger mit dem Wiesenkerbel (siehe April), als vielmehr mit dem Kälberkropf zu tun (Foto re.)! Doldenblütler sind wirklich schwer zu unterscheiden, und ich habe mir fast die Zähne daran ausgebissen, aber anhand der Stängel wird die Sache deutlicher: Links Kälberkropf mit rötlichen Stängeln, rechts Wiesenkerbel mit grünen.
Eine eher unscheinbare Pflanze ist die Wegerauke (u. li.). Die kleinen, gelben Blüten sitzen am Ende von bogig aufsteigenden Trieben, die mit der Zeit immer länger werden. Dadurch erinnert die Pflanze in ihrem Habitus ein bisschen an einen Kerzenleuchter, oder?
Auffallend sind diesen Monat die ersten Distelblüten (u. re.). Den Kontrast zwischen bizarren, stacheligen Blättern und zauberhaft leichten lila Blütenpüscheln finde ich wunderbar!
Zwei weitere weniger auffallende Vertreter der Wegränder sind der Rainkohl und der Spitzwegerich (Foto li.). Bei mir wächst der Rainkohl als unauffällige Einzelpflanze mit recht kleinen gelben Blüten, die in der Regel nachmittags auch schon wieder geschlossen sind. Die Pflanze wird ca. 1 m hoch, hat etwas unförmige Blätter und einen auffallend rötlichen Stängel (li., o.).
Den Spitzwegerich nimmt man irgendwie nur wahr, wenn man die wurstförmigen Blüten entdeckt, die von einem Kranz aus weißen Staubblättern umgeben sind (li., u.).
Außer dem wahrscheinlich allen bekannten roten Klatschmohn, den ich ganz oben auf dem Beitragsbild habe, will ich euch heute noch vier Pflanzen des Wegrands vorstellen (Foto unten): Zum einen habe ich die hübsche rosa Wiesen-Flockenblume gefunden, die mit den Kornblumen verwandt ist. Außerdem blüht bei mir an der Straße jetzt der Weißklee und die eine oder andere kleine Kamille. Eindrucksvoll eher aufgrund seiner Größe als wegen seiner grünbraunen, wenig dekorativen Blüten ist der krause Ampfer, den ihr unten an den Leitpfosten gelehnt seht.
Heute ist der Straßenrand hier komplett gemäht worden. Alles kahl und trocken. Nächsten Monat kann ich dann aber berichten, welche Pflanze damit am besten umgehen kann und am schnellsten wieder da ist. Das wird spannend!
Vielen Dank für deine schöne Pflanzen Übersicht!
Schon oft habe ich mich gefragt, welchen Wegeskräutern ich da begegne.
Nun kenne ich Kälberkropf und Wiesenkerbel, eins davon, wahrscheinlich dann den Kälberkropf, wollten meine Kinder in den letzten Tagen immer wieder pflücken, nachdem wir Holunderblüten geschnitten hatten, um daraus Sirup zu machen und ihnen die Blütenform bekannt vorkam.
Auch eine Wiesenflockenblume ist mir untergekommen. Nun kann ich sie benennen.
Liebe Grüße Christina