Jetzt im Hochsommer bestimmen prächtige Doldenblütler unsere Wald- und Wegränder. Viele Arten sind nur schwer voneinander zu unterscheiden, aber manche sind schon auf die Ferne gut zu erkennen, wie z. B. wilde Möhren (Daucus carota). Es lohnt sich unbedingt, die Dolden aus der Nähe zu betrachten, denn dann erkennt ihr nicht nur die zarten Einzelblüten; da alle Doldenblütler hervorragende Futterpflanzen für Insekten sind, tummelt sich auf den weißen Dolden auch eine bemerkenswerte Vielfalt von verschiedensten Insektenarten. Total spannend, sage ich euch!
Dolden und Döldchen
Was die große Familie der Doldengewächse (lat. Apiaceae bzw. früher Umbelliferae) eint, ist die Blütenform. Fast alle blühen nämlich in sogenannten Doppeldolden. Das heißt, der Blütenstand besteht aus mehreren, in einem Punkt entspringenden Blütenstielen (bis hier wäre es eine „Dolde“), deren Enden sich wiederum in viele Stiele teilen, die jeweils die kleinen Blüten tragen (man sagt „Döldchen“). Im Bild oben seht ihr ein solches Döldchen.
Außerdem könnt ihr an dem Döldchen oben erahnen, warum Insekten derartig auf Doldenblütler fliegen. Die scheibenförmigen, beigefarbenen Kissen in den Blütenmitten sind nämlich die Nektar absondernden Teile der Blüte. Und wo sind die schon mal so gut zugänglich, dass man sie als Insekt einfach nur ablecken muss? In der Tat besuchen hauptsächlich solche Insekten Doldenblüten, die nur ganz kurze Rüssel oder sogar nur etwas zum Tupfen haben (wie Fliegen). Die folgende kleine Kollage stammt von einer einzigen wilden Möhren-Pflanze, deren Dolden ich innerhalb von 10 Minuten fotografiert habe:
Wilde Möhren oder Bärenklau?
Natürlich sind nicht alle weißen Blütenschirme am Wegrand wilde Möhren. Bei uns leuchten im Moment insbesondere noch die Dolden vom Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium) (Foto rechts, re.) und von der Schafgarbe (Achillea millefolium) (Foto rechts, li.). Wobei letztere gar nicht mal zu den Doldenblütlern gehört, sondern ein Korbblütler ist! Wenn ihr einen Blick auf die grünen Blätter werft, ist eine Verwechslung allerdings unmöglich: Während der Wiesen-Bärenklau große, eher handförmige Blätter hat, erinnern die verzweigten, fluffigen Blätter der Schafgarbe eher an Federn. Die Blätter der wilden Möhre sind zwar ebenfalls fein verzweigt, aber insgesamt eher dreieckig.
Nun habe ich euch ja versprochen, dass ihr wilde Möhren auch auf die Ferne oder sogar im Vorbeifahren eindeutig erkennen könnt. Deshalb stelle ich euch hier noch die wichtigsten Merkmale vor:
- Nester. Nach der Blüte ziehen sich die Dolden nestförmig zusammen.
- Kragen. Unter jeder Dolde sitzt ein deutlicher Kragen von so genannten Hüllblättern.
- Stacheln. Die Samen sind über und über mit feinen Stachelhaaren besetzt.
Die purpurne Blüte der Wilden Möhre
Tja, und dann gibt es noch ein viertes Merkmal: Die einzelne purpurne Blüte in der Mitte einer jeden Dolde… Diese charakteristische Blüte hat mich viel Gehirnschmalz gekostet, denn du, lieber Leser und du, liebe Leserin, fragst natürlich völlig zu recht, wo diese Spezialblüten auf den ganzen Dolden der Kollage oben sind?! Und ich kann nur antworten: Ich weiß es nicht! Es waren einfach keine da. Ich habe sehr lange gesucht, bis ich doch noch eine „Beweisdolde“ gefunden habe, aber selbst an dieser Pflanze waren alle anderen Dolden ohne Purpurblüte.
Ob Wilde Möhren die Mittelblüten nur in den ersten Dolden des Jahres anlegen? Oder verblühen sie einfach schneller und fallen dann spurlos ab? Liegt es am Standort? Am Wetter? Habt ihr dazu vielleicht eine Idee? Lasst hören, ich bin gespannt!