Es gibt jemanden da draußen, der jetzt im Herbst noch mal so richtig aufdreht. Jemand, der oft verkannt wird, vor dem sich sogar manch einer ekelt. Der dabei aber für den Stoffkreislauf der Natur unendlich wichtig ist: Die Rede ist vom Regenwurm, denn dieser gute Kerl sorgt dafür, dass aus Herbstblättern Erde wird. Man kann sich also vorstellen, dass für den Regenwurm im Herbst ganz besonders rosige Zeiten beginnen.
Der Regen- und der Ringelwurm
Unser Regenwurm (lat. Lumbricus terrestris) gehört im Tierreich zur Klasse der „Ringelwürmer“ (Annelida auf Schlau, wenn das kein schöner Name ist!). Hierhin gehören alle „Würmer“, deren Körper in Segmente gegliedert sind. Das heißt, der Wurmkörper hat zwar ein „vorne“ und ein „hinten“, aber dazwischen sitzen identisch aufgebaute Körpersegmente. Jedes hat ein eigenes Nierenpaar, einen Nervenknoten und je 4 Bündel seitlicher Borsten. Darm und Blutgefäße laufen einmal längs durch alles hindurch. Äußerlich erkennt ihr die einzelnen Segmente an den namengebenden Ringeln.
Sicher ist euch auf dem Bild rechts dieser rötliche Bereich im vorderen Viertel (ja, da ist vorne) aufgefallen. Das ist das so genannte Clitellum, das alle geschlechtsreifen Regenwürmer haben. Mit Bienchen und Blümchen ist hier bei der Fortpflanzung nicht viel los, denn Regenwürmer sind Zwitter, aber das macht die Sache auch nicht einfacher… Bei der Paarung legen sich die Würmer nebeneinander. An ihrem Clitellum sondern beide Würmer einen Schleim ab, der zu einem Kokon erstarrt. In diesen Kokon werde beim Herauskriechen die Eier abgegeben und mit den fremden Spermien befruchtet.
Regenwurm im Herbst
Regenwürmer sind Tiere mit immenser ökologischer Bedeutung. Sie fressen Erde und abgestorbenen Pflanzenteile und sind dabei in der Lage, in ihrem Darm aus anorganischem und organischem Material so genannte Ton-Humus-Komplexe zu bilden. Die geben sie dann in Form der berühmten Regenwurm-Häufchen (Bild oben) wieder ab. Bessere Erde gibt es nicht! Deshalb freut euch: Je mehr Regenwürmer ihre Häufchen in eurem Garten machen, desto besser ist es. Ein Regenwurm im Herbst schöpft noch so mal richtig aus dem Vollen: Es gibt viel organisches Material (Herbstblätter), wenig Sonne (mag er gar nicht), meistens ist es ziemlich feucht (trocken ist ungesund) und es gibt noch keinen Frost (man friert ja so leicht). Das sind ideale Regenwurm-Bedingungen.
Das Beste ist aber, dass Regenwürmer nicht nur wertvolle Erde produzieren, sondern auch ganz nebenbei mit ihren Grabungen den Boden auflockern. Geht mal nach draußen und hebt vorsichtig ein Regenwurmhäufchen an. Fast immer findet man das kreisrunde Ende des Regenwurmgangs darunter (Markierung unten). Dieser Gang durchzieht den Boden, verzweigt sich, schließt sich kurz und bringt frische Luft ins Dunkel.
Ja, man sollte die Regenwürmer nicht unterschätzen!
Aus Eins mach nicht Zwei
Übrigens ist es ein Märchen, dass aus einem zerteilten Regenwurm zwei neue Würmer entstehen… Wahr ist, dass der Regenwurm nicht stirbt und sogar ein neues (kleineres) Ende regenerieren kann, wenn er ein Stück verliert (Das liegt an dem segmentierten Aufbau, da ist das Wichtigste vielfach vorhanden). Allerdings funktioniert das nur mit dem vorderen Ende und nur dann, wenn das fehlende Stück nicht zu groß ist.
Großartige Darstellung, Hochachtung für die herbstlichen Häufchenmacher; Viel sympathischer als meine
wühlmausigeb Tunnelgräber…
Eieiei, da bekomme ich als Angler ja direkt ein schlechtes Gewissen…
Hallo Helene,
da habe ich wieder viel dazu gelernt, z.B. das mit dem gemeinsamen Kokon!
Danke und Gruss