Wenn die Bäume in diesen eisigen Wintertagen ihre kahlen Äste in den Himmel recken, mag manch eine(r) denken: „Die sehen ja alle gleich aus.“ Wer aber glaubt, nur Fachleute könnten Laubbäume im Winter voneinander unterscheiden, den will ich nun eines Besseren belehren. Heute mache ich euch nämlich alle zu Fachleuten:
Bäume unterscheiden sich oft schon in ihrer Wuchsform: Der Stamm einfach oder vielfach, die Rinde glatt oder riffelig, die Äste aufstrebend oder nach unten zeigend. Da wir in meinem Blog aber gerne aufs Detail gucken, schauen wir uns heute bei den Bäumen speziell ihre Knospen an. Da springen die Unterschiede direkt ins Auge (Bild oben): Es gibt spitze lange Knospen und eher rundliche, es gibt grüne, rote, schwarze, braune. Und daran können wir die Bäume auch im Winter unterscheiden.
Knospen – gegenständig oder wechselständig?
Habt ihr einen Zweig in der Hand, achtet zunächst auf die Stellung der Knospen. Sitzen sie immer als Pärchen einander gegenüber am Zweig, spricht man von „gegenständig“. Sitzen sie einzeln und abwechselnd rund um den Zweig, sagt man „wechselständig“. Das kann beim Bestimmen helfen, wenn die Knospenform für euch nicht ganz eindeutig ist.
Eiche und Buche haben wechselständige Knospen (Foto u.l.). Bei der Buche sind sie bis 2,5 cm lang, sehr schmal und spitz. Eichenknospen sind dagegen spitz eiförmig, klein und erinnern mit ihren ordentlichen kleinen Schuppen ein bisschen an Mini-Tannenzapfen (Foto u.l., auch oben). Charakteristisch für Eichen ist auch, dass sie am Zweigende gewöhnlich eine ganze Traube von Knospen haben. Die meisten anderen Bäume haben nur eine Endknospe.
Kommen wir nun zu den gegenständigen Vertretern unter den Waldbäumen (im Foto u.r.). Mit nichts zu verwechseln sind die Eschen: Sie haben schwarzbraune leicht glänzende Knospen ohne sichtbare Schuppen an graugrünen Zweigen (3. von links). Ebenfalls eindeutig sind die Kastanienzweige, die eine dicke, klebrige kastanienbraune Endknospe tragen. Die übrigen Knospen sind deutlich kleiner und sitzen immer an den dreieckigen, gepunkteten Malen, wo die Blätter vom letzten Jahr ihre Spuren hinterlassen haben (3. von rechts). Die Bergahornknospen sind rundlich und grün, wobei die deutlich sichtbaren Knospenschuppen schwarze Zipfel haben (2. von links, auch oben). Der Holunder ist zwar kein Baum, sondern wächst als Busch, aber ich habe ihn dazugenommen, weil er so hübsche rötliche Knospen hat (ganz links). Junge Holunderzweige erkennt man gut an der grauen, warzigen Rinde. Da die Knospen recht locker sind, entdeckt man bereits jetzt welche, die kurz vor dem Austrieb zu stehen scheinen.
Den Frühling schon im Januar sehen
Und das Schönste daran, wenn man sich die ganzen Knospen anschaut, ist die Sicherheit des kommenden Frühlings. Selbst beim strengsten Frost sind die Bäume schon im Januar bestens auf den Frühling vorbereitet. Sie werden austreiben und neues Grün bilden, wenn die Tage länger und die Temperaturen milder werden.
Ist die Natur nicht großartig?