Die Pollenallergiker unter euch wissen es längst: Die Haseln blühen wieder. Manche nervt’s, aber auch diese Blüten markieren den Beginn des Frühlings. Die Frage ist bloß: Wo sind eigentlich die Blüten der Hasel? Sind es wirklich diese stäubenden Würstchen, die von den Zweigen baumeln? Und daraus sollen sich Nüsse entwickeln?! Klare Antwort: Ja und Nein. Ja, die Würstchen sind Blüten, und Nein, Nüsse entwickeln sich daraus nicht.
Zweierlei Blüten an einer Hasel
Haseln haben nämlich eingeschlechtliche Blüten, d. h. es gibt rein männliche und rein weibliche. Wenn die beiden Blütensorten wie hier auf dem gleichen Baum zu finden sind, nennt man das „einhäusig“. Im Gegensatz dazu leben bei „zweihäusigen“ Arten (wie z. B. Weiden) männliche und weibliche Blüten gewissermaßen auf getrennten Bäumen. Die männlichen Blüten bilden gewöhnlich Pollen („Blütenstaub“), welcher auf die Samenanlagen der weiblichen Blüten gelangt, sodass sich dort Früchte bilden können. Bei den staubenden Würstchen haben wir es also mit männlichen Blüten zu tun, die ihren Blütenstaub dem Wind anvertrauen, der ihn wegträgt… ja, wohin trägt er ihn denn eigentlich?
Vielleicht habt ihr die weiblichen Blüten ja schon auf den Bildern entdeckt. Es sind diese winzig kleinen dunkel purpurfarbenen Fitzelchen, die aus den oberen Knospen herausspitzen. Das Purpurne sind die Narben, die mit den Samenanlagen in der Tiefe verbunden sind. Eine sehr reduzierte Blüte also.
Die weiblichen Blüten der Hasel sind ein Detail, das man nur sieht, wenn man richtig dicht rangeht und die Zweige in die Hand nimmt. Macht es mal, ihr werdet sie im Moment an jeder blühenden Hasel finden!
Übrigens starten bei der Hasel zuerst die männlichen Blüten in die Saison, während die weiblichen etwas später aufblühen. Das ist eine gute Methode, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass der entscheidende Pollen von einem anderen Busch angeweht kommt. Auch in der Botanik arbeiten sie lieber mit Erbgutdurchmischung…
Und was blüht jetzt sonst noch so?
Nicht nur die Haselpollen fliegen derzeit durch die Luft, sondern verstärkt auch Erlenpollen. Bei Erlen ist die Sache mit den Blüten ganz ähnlich der Situation bei den Haseln: Auch sie blühen, bevor die Blätter erscheinen, auch sie haben männliche blühende Würstchen und dunkelrote weibliche Blüten. Die weiblichen Blüten sehen allerdings ganz anders aus, sie erinnern nämlich schon an winzig kleine Zapfen, wenn ihr mal genau hinschaut. Praktischerweise findet man an den blühenden Zweigen eigentlich immer auch noch Fruchtstände vom letzen Jahr, eben diese niedlichen Erlenzapfen. Wenn ihr diese und die Blüten vergleicht, versteht ihr, was ich mit der Ähnlichkeit meine.
Bei Haseln gibt es diese Ähnlichkeit ja so gar nicht… vielleicht macht das den besonderen Charme dieser winzigen, knalligen Blütchen aus?
3 thoughts on “Die blühenden Würstchen der Hasel”